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von Reinhard Fox

Bis 1100, d.h. zur Zeit der Karolinger und Ottonen, gehörte die hiesige Gegend zum sogenannten Ahrgau. Von 1100 - 1200 zählte unser Gebiet zur Grafschaft Are. Da diese später in drei Teile zerfiel, waren nun die Grafen von Altenahr (Grafschaft Altenahr) von 1206 - 1246 die Landesherren unserer Heimat. Danach dehnte sich das Kurfüstentum Köln bis zur Nürburg aus und Altenahr wurde von 1246 - 1794 kölnisches Amt. Einer der sechs engeren, örtlichen Verwaltungsbereiche des Amtes Altenahr war der "Dingstuhl" Brück mit den Ortsteilen Brück, Denn und Pützfeld, die zusammen (1670) 49 Häuser hatten und über eine Bodenfläche von 1258 Hektar verfügten.

 

 

 
Brugge (=Brück) wird erstmals unter den Ortschaften genannt, die der Kölnische Erzbischof Engelbert II (Engelbert II. von Falkenburg, Anm.) nach dem Vertrag vom 18. Dezember 1265 dem Grafen Walfram von Jülich als Lehen abtrat.
In Brück war ein Rittersitz, den adlige Herren vom Erzstift Köln zu Lehen trugen. Es hat in Brück ein älteres und ein neueres "Haus Brück" gegeben. Letzteres hies nach seiner Lage auch "Weiherhaus". Mit diesem Haus und Hof (etwa 50 Morgen Acker, Wald, Wiese und Weingarten) war das Forstmeisteramt und das Wildgericht im erzbischöflichen Wald- und Wildbann des Amtes Altenahr verbunden. So wurde das Haus auch "Erb-Wild-Haus" genannt. Folgende Namen sind mit dem Lehensgut Brück verbunden: 1370 von Brügge, 1430 von Frankenhoven, 1440 von Gudensberg (Godesberg), 1549 von Kessel, 1632 von Disteling, 1661 von Gruithausen, 1769 von der Heyden (genannt Belderbusch).

 

Während der Franzosenzeit von 1794 - 1814 gehörte unser Dorf zu dem großen Departement Rhein und Mosel, zu dem engeren Arondisement Bonn und dem Kanton (etwa Kreis) Ahrweiler. Die Franzosen richteten in Brück eine Bürgermeisterei ein, die sogenannte Mairie Brück. Zu ihr gehörten zwölf Ortschaften mit 516 Wohnhäusern, 2709 Einwohnern. Zur Gemeinde Brück rechnete man Denn (336 Einwohner) und Pützfeld (131 Einwohner). Im Jahre 1809 gab man den Umfang der gemeinschaftlichen Gemarkung mit 68 Hektar Ackerland, 13 ha Wiesen, 7 ha Weinberge und 728 ha Waldungen an. Am 24. Juni 1773 brannte der größte Teil des Dorfes Brück auf dem linken Ahrufer ab.

 

In der Nähe von Brück hatte man im Jahr 1811 begonnen, Kupfer und Blei abzubauen. Auch Eisenerz wurde gefunden. Die Arbeiten hatten aber keinen besondren Erfolg und wurden wieder eingestellt. Jedoch ließ die Belgische metallurgische Gesellschaft 1843 einen alten Bau auf Spießglanz (Antimon, Anm.) wieder eröffnen und beschäftigte damals 50 Arbeiter. In einem Jahr soll sich der Ertrag des Spießglanzbergwerks "Hoffnung" auf 250 Zentner Spießglanz belaufen haben. Mehrere Poch- und Waschwerke waren angelegt worden.

 

Durch den Wiener Kongreß kam 1815 die Rheinprovinz zu Preußen und damit auch der Kreis Ahrweiler, in dem die Bürgermeisterei Brück lag. Später kam Brück zum Kreis Adenau. Im Wege der Verwaltungsreform wurde der Kreis Adenau 1932 aufgeteilt. So fiel das Amt Brück wieder an den Kreis Ahrweiler zurück.

 

Vor 1892 verband eine hölzerne Brücke die beiden durch die Ahr getrennten Teile von Brück. Jetzt wurde eine neue Brücke aus Stein gebaut. die Kosten für den Bau beliefen sich auf 15000 Mark und wurden mit je 1000 Mark auch von Denn und Pützfeld mitgetragen.


1907, im Frühjahr, wurde das Kupferbergwerk im "alten Keller" wieder aufgeputzt und der Stollen wieder hergestell; doch bald wurde die Arbeit wieder aufgegeben. Dagegen fing man an, das alte Bergwerk im "Hünert" auszubessern. Hier war jedoch zu viel Wasser und so fing man an, etwas teifer im Tal einen neuen Stollen zu schlagen.

Wesentliche Fortschritte brachten in Brück die Errichtung einer Postagentur am 15.05.1897 und vor allem der Bau der Eisenbahnlienie Altenahr-Adenau. So erhielt Brück im Jahr 1887 eine Haltestelle für Personen- und Güterverkehr. 1910 wurde dann die Bahnlinie Remagen-Dümpelfeld erweitert und einige Häuser unseres Dorfes mußten diesem Unternehmen weichen.

Oft war durch die reißenden Fluten der Ahr das Dorf in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Sommer 1910 hatte das Hochwasser besonders großen Schaden angerichtet. Namentlich die Brücke wurde schwer beschädigt. Die notwendig gewordenen Reparaturen wurden im April 1911 ausgeführt.

Das festlich geschmückte Brück erlebte dreimal mit großer Anteilnahme die Durchreise Kaiser Wilhelms II und zwar am 17.10.1906, am 19.10.1911 und am 15.10.1913.

Zur Erinnerung an die Befreiungskriege und zur "Nacheiferung der Tugenden unserer Vorfahren" errichtete man am 12.11.1913 an der Ahrbrücke einen Gedenkstein mit den Jahreszahlen 1813 - 1913. Neben den Stein wurde auch eine Linde gepflanzt.

Während des 1. Weltkrieges kamen vorübergehend über 50 gefangene Russen ins Dorf, die die Feldarbeiten zu verrichten hatten, da die meisten Männer an die Front gezogen waren. - Die Schulkinder mußten Bucheckern, Nüsse, Hagebutten, Teekräuter und Laubheu sammeln. - Im November 1918 erlebte Brück den Rückzug der deutschen Sodaten. Die Schule war ständig Durchgangsquartier. Im Dezember langten amerikanische Truppen hier an und blieben bis Mai 1919. Da kam französische Besatzung.


 

Als 1934 Bürgermeister Bauer, der seit 1930 dem Amt Brück vorstand, versetzt wurde, verwaltete Bürgermeister Kobs von Altenahr Brück mit. 1935 wurde das hiesige Bürgermeisteramt teilweise und am 17.02.1936 endgültig mit dem Amt Altenahr vereinigt. - Das Amtsgebäude in Brück wurde verkauft und später als Gaststätte eingerichtet.

Ende 1930 wurde die Erbauung eines Gruppenwasserwerks mit umliegenden Ortschaften geplant. Ein Jahr später war die Wasserleitung fertigestellt.

Im Jahr 1938, kurz vor dem 2. Weltkrieg, wurde u.a. der Nachbarort Denn aufgelöst. Es entstand der Truppenübungsplatz Ahrbrück. Auf Grund der Nähe hat Brück nun dauernd Einquartierung, da die Kasernen für das Militär nicht ausreichend waren. Das Dröhnen der Flakbatterien und das Brummen der Flugzeuge war Tag für Tag zu hören. Nach dem Krieg wurde in einer der Baracken von Ahrbrück, die noch heute (Anm.d.R.: 1965), zwanzig Jahre später, stehen, eine Notkirche eingeweiht und in der anderen Hälfte die Schule eingerichtet, da das eingentliche Schulgebäude in Brück durch Bomben schwer beschädigt war und erst im Jahr 1949 wieder aufgebaut wurde. - Überhaupt ist durch die Fliegerangriffe in den Jahren 1944 / 1945 vieles zerstört worden. Die Bewohner von Brück fanden in den Bombennächten in alten Bergwerksstollen und in Felsen gesprengten Bunkern Zuflucht. - Am 08.03.1945 zogen amerikanische Truppen hier ein. Im Juli 1945 besetzten französische Soldaten das hiesige Gebiet.

78 Männer waren während des 2. Weltkrieges aus der Gemeinde Brück(Ahr) eingezogen. Davon sind 13 gefallen, elf blieben vermißt.


 

Bis Dezember 1943 wurden die Toten von Brück(Ahr) in Kesseling beerdigt. Kesseling ist und war schon immer der zuständige Pfarrort. Nun wurde in Brück selbst ein Friedhof hergerichtet. Am Eingang des Friedhofes fand 1959 ein Kriegerdenkmal einen würdigen Platz.

Auch der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus bestand in Brück schon lange. 1957 wurde der Kirchenbauverein Brück für die Filialorte Ahrbrück, Brück(Ahr) und Pützfeld gegründet. Am 08.08.1962 konnte der Grundstein der Kirche in  Brück(Ahr) gelegt werden.

Auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht wurde 1946 das Bundesland Rheinland-Pfalz geschaffen. Dazu gehört auch der Regierungsbezirk Koblenz, der Kreis Ahrweiler und das Amt Altenahr mit seinen 18 Gemeinden, darunter Brück(Ahr). Ende 1964 zählte Brück(Ahr) 410 Einwohner.

Brück(Ahr) liegt an den beiden Ufern der mittleren Ahr. Die Höhenzahl am Bahnhof zeigt 186,887 Meter über NN (Normalnull, Anm.) an.

Die Ahreifel senkt sich meist in schroffen, bewaldeten Abhängen in das Ahrtal. Hier und da werden, neben den kleinen Äckern und Wiesen im Tal, auch breitere Stücke der Mittelterrasse feldmäßig bebaut. Einige landwirtschaftliche Flächen liegen auch auf den Berghöhen. Die Fruchtbarkeit ist wegen der steinigen, mageren und dünnen Erdschicht und auf Grund des rauhen Klimas nicht groß. Einen geringen wirtschaftlichen Ausgleich schafft der Wald.

Der früher vorhandene Erzbergbau bot keine dauerhafte und nennenswerte Verdienstmöglichkeit. So erschien das Handwerk meist in Verbindung mit der bescheidenen Landwirtschaft.

Immer mehr bürgerte sich in Brück(Ahr), das auch als Sommerfrische und als Luftkurort bekannt ist, auch die Aufnahme von Sommergästen ein. Das gewerbliche Leben mit Kaufhäusern und Gaststätten entwickelte sich im zunehmenden Maße.


 

Die Ungunst des Bodens und besonders des Klimas brachten einen mühsam erhaltenen Weinbau in unserem Jahrhundert völlig zum Erliegen.

Heute liegen die kargen Felder fast alle brach oder sind zu Ödlandflächen geworden. Die Haltung von Schafen, Kühen oder Schweinen, die früher einen sichereren Ertrag brachte, ist fast ganz zurückgegangen. Da die Viehwirtschaft ebenso wie die Bearbeitung des Bodens in der Umgebung von Brück(Ahr) nicht sehr lohnend ist, zieht die Bevölkerung die geregelte Arbeit in den umliegenden Städten vor, die leicht mit dem Zug oder dem eigenen Auto zu erreichen sind.